Teilzeitbetreute Wohngruppe (Gemeindebericht)

01. Januar 2015

Kompromisse schließen in Perfektion.

Weihnachten 2014 liegt nun hinter uns. Für die meisten ein Fest geprägt von vertrauten Ritualen, Heimat und Geborgenheit. Leider nicht für alle.
In der Teilzeitbetreuten Wohngruppe des Schlupfwinkel e.V. in der Nürnberger Südstadt leben Jugendliche und junge Erwachsene, hauptsächlich unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Ländern wie Iran und Somalia. Diese sind den verschiedensten Glaubensrichtungen angehörig. Deshalb ist Weihnachten bei uns jährlich eine neue Mischung aus christlichen Traditionen und dem Hintergrund, den die Jugendlichen mitbringen. Ein Kompromiss eben.

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Die Jugendlichen sind aus ihrer Heimat geflohen und haben eine lange, gefährliche und sehr anstrengende Reise hinter sich. Sie kommen mit dem Traum nach Deutschland, ihre von Gewalt, Willkür, politischer Verfolgung und Vorurteilen geprägte Vergangenheit für immer hinter sich zu lassen und sich ein rechtschaffendes Leben in Freiheit aufzubauen.

Das Einzige, was sie auf ihre lange Reise mitnehmen: ihren Glauben und die damit tief verbundene Hoffnung auf eine bessere Zukunft. In Deutschland angekommen, werden die Integrationswilligen schnell von der Realität eingeholt. Arbeiten? Kaum möglich. Oft wird nicht einmal die Erlaubnis zu einer ehrenamtlichen (unentgeltlichen!) Tätigkeit erteilt. Reisefreiheit? In der Regel innerhalb von Mittelfranken, weiter dürfen sich die Jugendlichen ohne Sondergenehmigung nicht bewegen. Soziale Integration? Wenn Spender gefunden werden, die die Mitgliedschaft in Vereinen etc. ermöglichen. Frei von Angst? Von wegen! Ständig fürchten die Jugendlichen, dass ihr Asylantrag abgelehnt wird, sie die Erlaubnis für eine betriebliche Ausbildung nicht erhalten, sie sprachliche wie vorurteilsbedingte Barrieren nicht überwinden können, sie unverschuldet von Obdachlosigkeit bedroht werden.
Alles also ein riesiger Kompromiss zwischen ihrer bisherigen Lebenssituation und ihren Vorstellungen von Zukunft. Neben den formellen ausländerrechtlichen Angelegenheiten sind sie vor allem was das Erlernen der deutschen Sprache angeht, aber auch bei der Suche nach einer eigenen Wohnung auf umfangreiche Unterstützung und den guten Willen ihrer Mitmenschen angewiesen.
Es bleibt zu hoffen, dass die besinnliche Jahreszeit uns allen das christliche Gebot der Nächstenliebe wieder stärker ins Gedächtnis ruft und wir als Aufnahmegesellschaft diesen Jugendlichen gemeinsam die Chance auf ein besseres Leben bieten.

Tina Ruffershöfer und Christian Stanescu
Schlupfwinkel e.V.